Die Geschichte einer Turmfalken-Aufzucht

 

An einem schönen Sonntag Abend, brachte uns ein Bauer aus unserem Dorf einen kleinen flaumigen Turmfalken, den seine Eltern wegen Platzmangels aus dem Nest geworfen haben. Aufziehen sollen wir ihn. Als Papi ihn aus seinem „Transporteimer“ herausnehmen wollte, packte er schon wie ein Grosser mit seinen Krallen nach ihm.

Wir stellten uns die Frage, was wir so einem Greifvogel zu fressen geben wollen. Für Mäuse war er noch zu jung, also versuchten wir es mit Katzenfutter, das er schon am ersten Abend wie ein ausgehungerter Wolf verschlang. Über seinen Appetit freuten wir uns, sonst wäre die Aufzucht schwieriger geworden.

Wenige Tage später hatte unser kleiner Fauki sein halbes Gefieder. Unterdessen hatten wir ihn in einer separaten Voliere untergebracht, weil die anderen Vögel die Turmfalken fürchten. Um ihn an die Wildnis zu gewöhnen, gaben wir ihm Mäuse, (sogar auf Mäusejagd gingen wir für ihn!!) zum Frass und kleine Wachteli, die wegen Behinderung gestorben waren. ( So weh es auch tat.)

 

Erste Ausflüge mit Kettchen:

Mit einem Kettchen am Fuss durfte er bald mit seinem Falkner, dem Vögeli-Hans, kleinere Ausflüge machen. Papi brachte ihm bei, dass er nach kurzem Flug wieder auf seiner Hand landete. Manchmal war es auch der Kopf, und damit er nicht abrutschte, krallte er sich in der Kopfhaut fest.

Seine Geschwister seien noch im Nest, berichtete uns der Bauer, aber unser Fauki  konnte schon fliegen und frass fast tonnenweise Mäuse.

Ein paar Wochen noch wollten wir Fauki behalten, bis es soweit sei, dass wir ihn in die Natur aussetzen können. Wie sollte  ein Vogel, der immer gefüttert wurde und vor Wind und Regen geschützt war, plötzlich in der Wildnis überleben können? Von einem Züchter-Kollegen bekamen wir dann den Tipp, einen auf Turmfalken spezialisierten Züchter anzurufen. Dieser riet uns, in einer Kiste lebende Mäuse anzubieten, und falls Fauki sie nicht frässe, ihn ein paar Tage hungern zu lassen.

Diese Strategie  klappte, bald hatte Fauki begriffen, wie man lebendige Mäuse fängt, und Papi entschloss sich, unseren Turmfalken auszuwildern.

 

Der Tag der Freiheit:

Wir hatten schon ein mulmiges Gefühl, denn Falki war uns inzwischen ans Herz gewachsen.

Mit dem Fotoapparat und Tränen in den Augen standen wir auf der Wiese. Fauki sass da ohne Kettchen.

Jeden Moment wird er losfliegen, dachten wir, doch er flog nicht. Als er noch ein Kettchen am Fuss hatte, durfte er erst fliegen, wenn Papi ihn in die Luft warf. Also warf Papi ihn auch diesmal. Als Fauki merkte, dass er nicht mehr angekettet war, schoss er wie eine Rakete durch die Luft. Vor lauter Aufregung vergass ich beinahe, ein paar Bilder zu schiessen.

„ So ein Raubvogel muss frei sein“, sagten meine Eltern. In der Hoffnung, Fauki noch einmal zu sehen, schauen wir zum Himmel. Und da, was kreiste um unser Haus? Unser Fauki! Um ihm das neue Leben etwas zu erleichtern, stellten wir ihm ein Schälchen Futter auf das Dach unseres Gartenhauses.

Unregelmässig kam er zu dieser Futterstelle. Dann, so hatten wir den Eindruck, dankte er uns, indem er ein paarmal ums Haus kreiste und wieder in Richtung Moos davonflog.

 

Mehr können wir für unseren Fauki nicht tun. Wir hoffen aber, dass er in der Natur, die nicht nur schönes bietet, überleben darf und  uns mit seinen akrobatischen Flugnummern immer wieder sagt: „ Seht, mir geht es gut „!

 

 

 

 

 

Text  Ramona Schwab, (im Jahr 2001/als Sie 13 Jahre alt war!)

 

 

 

Sie haben eine Frage oder möchten sich persönlich beraten lassen?

 

031 755 50 30 

Termin nach Absprache

 

Für Lob, Anregungen oder Kritik, nutzen Sie unser Kontaktformular,

oder das Gästebuch!