Paradiesara als seltene Kombination(Bericht von 2004)

 

Etwa so wie die Jungfrau zum Kinde, kam ich in den Besitz von drei jungen Paradiesaras!

Als ich vor 10 Jahren einen Gelbbrustara kaufte, dachte ich weder an Zucht, geschweige an einen Zuchterfolg.

Trotzdem haben meine beiden Aras, ein Gelbbrustara und ein Grünflügelara, Junge aufgezogen.

 

Meinen ersten Ara - ich hatte keine Ahnung von seinem Geschlecht und ich nannte ihn auf Grund seines schönen Aussehens  „Joggeli“.

Ich war überzeugt, er sei ein Männchen. Zwei Jahre erfreute ich mich an „Joggeli“, bis ich mich entschloss, ihm eine Partnerin zu suchen. Leider stellte sich die Suche als schwierig heraus, fand ich doch nur männliche Vögel. Eines Tages  fragte mich ein versierter Züchter, ob ich denn sicher sei, dass der

"Joggeli "ein Männchen  ist. Die Begründung mit dem schöneren Aussehen überzeugte ihn natürlich nicht, ich wurde freundlich belächelt. Was er in diesem Moment von mir dachte, weiss ich bis heute nicht und ich möchte es auch nicht wissen. 

Bei diesem Gespräch hörte ich erstmals etwas von DNA- Analyse und Endoskopieren, womit es möglich sei, eine genaue Geschlechtsbestimmung vorzunehmen.  Es kam, wie es kommen musste, ich fuhr mit  meinem „Joggeli“ von Fräschels nach Ostermundigen zu Veterinär Dr. Häfeli, um das Geschlecht von "Joggeli" mittels Endoskopieuntersuchung  sicher  festzustellen.

Während dem Eingriff durfte ich dabei sein und  Herr Häfeli erklärte mir jeden Schritt dieser Untersuchung.

 

Aus "Joggeli" wurde "Joggeline":

Als wir mit dem Endoskop einen Blick in die Bauchhöhle  von "Joggeli" warfen, entdeckten wir anstelle des vermuteten männlichen Geschlechtes Eierstöcke. Damit war klar:  „Joggeli“ ist eine „Joggeline“,also ein Weibchen. Dies änderte die Partnersuche grundlegend. Da ich vorher nur Hähne gefunden hatte, war die Auswahl nun natürlich sehr gross. Ich fand einen wunderschönen Grünflügelara (Dunkelroterara), der bereits im Besitze eines Endoskopieausweises war. Nach einer kurzen Angewöhnungsphase akzeptierten sie sich schon bald und  harmonierten. Ich war glücklich.

Schwieriger war das Problem des geeigneten Männernamens. Das Umbenennen von "Joggeli" mit einem Frauennamen wollte einfach nicht klappen.

Also beliessen wir es bei "Joggeli", als ausgleichende Gerechtigkeit gaben wir dafür dem Aramann  einen Frauennamen, wir nannten ihn  „Lori“.

Die Aras störte dies  überhaupt nicht, mindestens in dieser Beziehung sind  sie uns Menschen einen Schritt voraus.

Nun  hatte ich die Gewissheit, dass in meiner Voliere ein Aramann und eine Aradame glücklich zusammen lebten. Für mich war dies das Grösste.

Die Zucht stand zu diesem Zeitpunkt nie zur Diskussion , ich wollte einfach zwei farblich unterschiedliche Papageien in meiner  Voliere haben.

 

Aras werden sehr zutraulich:

Unsere  Familie und unsere viele Freunde und Besucher erfreuen sich nun seit viele Jahre an den beiden wunderschönen, imposanten Tieren, mit denen sich eine fast unbeschreibliche Mensch -Tier- Beziehung entwickelt hat.

Neben den schönen Erfahrungen bekamen wir aber auch immer wieder kritische Kommentare aus Züchterkreisen zu Ohren. Dabei war immer wieder das Argument der Arterhaltung zu hören, das eine Vermischung zweier verschiedener Arten verbietet.

Meine Argumentation, diese Vögel nicht mit Zuchtabsichten zu halten, stiess auf wenig Verständnis. Ein Zuchtkollege , der mich für diese Gemischthaltung besonders kritisierte, argumentierte, dass diese Vögel sehr wohl Nachwuchs kriegen könnten. Dieser wiederum sei zuchtunfähig, da unfruchtbar.

Ich bekam ein schlechtes Gewissen. War es mir das wirklich Wert, so in die Natur einzugreifen? Die Frage plagte mich.

Ich überlegte mir, die beiden wieder zu trennen und je ein Paar der gleichen Art zu bilden. Nur lebten  sie zu dieser Zeit schon fast fünf Jahre zusammen und ihr harmonisches Verhalten verunmöglichte mir den Entscheid, die beiden zu trennen. Die sicher  gut gemeinten Gründe sah ich ein, doch mein Verstand und vor allem mein Herz verboten mir diesen Schritt.

Um mein Gewissen zu beruhigen und um artenreine Aras zu züchten, beschaffte ich mir ein Paar hellrote Aras, diesmal auf Anhieb ein Paar.

 

Gute Ernährung muss schmecken:

In all den Jahren bemühte ich mich, die Aras nicht zu vermenschlichen und einen  gewissen Abstand zu wahren. Dies gelang natürlich nicht immer, suchten doch meistens die Aras, trotz Verpaarung,  den näheren Kontakt  zum Menschen. So sprechen  alle vier einige Worte und setzen sich mir auf die Schulter.

Auch die Fütterung war in all den Jahren ein wichtiger Teil: Ich verwöhnte sie unter anderem mit vielen Baumnüssen (Leckerbissen für Aras). 

Mit der Feinschmeckerdiät, die ich meinen Vögeln bot, war meine Frau nicht immer ganz einverstanden,   im Nachhinein muss ich eingestehen, dass sie

Recht hatte. Meine Aras hatten ein aus meiner Sicht gesundes Bäuchlein, eine Reserve, aber aussen Stehende würden das vermutlich als leicht übergewichtig bezeichnen. Trotzdem machten sie eine fidelen Eindruck und ich gönnte ihnen die Leckerbissen.

Und siehe da, trotz der vielen Baumnüsse legte meine etwas korpulente Gelbrustara - Dame im alter von sieben Jahren das erste Ei. Wobei legen etwas übertrieben ist, sie lies es von der Stange auf den Boden fallen, mit dem Resultat Spiegelei.  In gleicher Manier folgte ein zweites und ein drittes. Ich begann zu hoffen und baute sofort aus  Hartholz einen geräumigen Nistkasten. Noch im gleichen Jahr begann das „Spiegeleier - Spiel“ von vorne. Der Nistkasten gefiel nicht und diente nur als Zerstörungsobjekt. Im 8. Jahr entschloss ich mich, rechtzeitig,  bevor sie in den Trieb kam, eine Brutgelegenheit in Form eines grossen hohlen Baumstammes  bereitzustellen( Höhe 80 cm Durchmesser  50cm).

Nach anfänglicher Skepsis akzeptierten die beiden ihre Kinderwiege. Schon nach kurzer Zeit  waren drei Eier im Kasten und die Henne brütete fest darauf. Ich wusste natürlich schon in Vorfeld, dass diese Eier nicht befruchtet sein konnten, doch damit das Weibchen auch in Zukunft zuverlässig brütete, liess ich sie die dafür notwendige Zeit sitzen. Eine grosse Hürde, die noch im Weg stand, war das Desinteresse des Gleichalterigen, ebenfalls etwas übergewichtigen Männchens. Es war noch keineswegs zuchtbereit und beschäftigte sich lieber mit seinen Spielsachen als mit der Partnerin. Joggeli muss gelitten haben, kroch sie doch  im achten und neunten Jahr fast unter das Männchen. Zu meiner Freude begann Lori, vor dem zweiten Gelege im 9. Jahr seine Partnerin zu füttern und man konnte erkennen, dass er am Sexualleben Interesse bekundete.

 

Er kann es - wenn auch mit viel Verspätung:

Im 10. Jahr konnte ich hoffen, doch das erste Gelege mit drei Eiern war wieder unbefruchtet.

Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre wusste ich, dass das Weibchen 2-3 Mal im Jahr in  Trieb kam. So gab ich die Hoffnung nicht auf und übte mich in Geduld. Und  er konnte es. An einem schönen Abend beobachtete ich von meinem Sitzplatz aus die Paarung meiner Aras, ein unvergessliches Spektakel. Weitere Paarungen folgten, und so konnte ich bei der Überprüfung des Geleges auf befruchtete Eier hoffen. Erstaunlich war die 

Verhaltensänderung meiner Aras während der Brutzeit.  Das  gewohnte stolze Gehabe artete in  Aggressivität aus.

Ich wusste, dass "Joggeli"einmal pro Tag das Gelege kurz verlassen würde. Diese Chance musste ich für eine Nestkontrolle nützen.

Die Freude war unbeschreiblich, als sich beim Durchleuchten der Eier feine Blutgefässe  im Innern zeigten. Die Konstellation schien für Junge zu sprechen:

drei befruchtete Eier im Kasten und ein zuverlässig brütendes Weibchen.

Doch befruchtet heisst noch lange nicht geschlüpft und  von geschlüpft  bis ausgeflogen ist bekanntlich ein langer Weg. Wie immer in der Vogelzucht

wurde das Warten zu einer Geduldsprobe. Am 27. Juli 2005  schlüpfte das erste, zwei Tage später das zweite und nach weiteren  drei Tagen das dritte Junge.

Drei vitale Jungaras im Kasten bedeuteten einen ersten freudigen Moment für mich und das Arapaar. Der Start war gelungen, nun folgte eine intensive Zeit der Famillienfütterung.

 

Drei hungrige Schnäbel müssen gefüttert werden:

Viermal täglich gab es eine Mahlzeit.Der  Menüplan bestand aus einer speziellen Papageienkörnermischung, Papageienaufzuchtfutter reich an Eiweiss und gedörrten Früchten, 1g Totalin (Vitaminmischung)  pro 100g Futter, viele frische Früchte, und natürlich Baumnüssen.

Mein Glück sprach sich herum und die ersten Züchter kamen, um der Aras neues Familienglück zu besichtigen. Dass ich die Jungvögel als Naturbrut und Elternaufzucht riskierte, stiess nur bei wenigen Zuchtkollegen auf Verständnis. Dass die Naturbrut und Elternaufzucht immer gewisse Risiken birgt, war mir bewusst, aber ich wollte der Natur unbedingt eine Chance lassen, bevor ich eingreifen würde. Ein weiteres Argument der Kollegen war, dass zahme Handaufzuchten einen deutlich höheren Preis erzielen würden. Da ich sie sowieso behalten wollte, spielte dieser Faktor überhaupt keine Rolle.

Sollten alle drei Jungen ausfliegen und ich in ein paar Jahren keinen oder zu wenig Platz haben, würde ich die Jungen lieber zu einem günstigen Preis an einen guten Platz bei einem oder mehreren Züchterkollegen abgeben.

Überzeugt von meinen zuverlässigen Araeltern überliess ich die Jungen vollumfänglich der elterlichen Verantwortung.

Mit viel Freude durfte ich das tägliche Gedeihen der jungen Papageien miterleben. Das Elternpaar gewöhnte sich schnell an meine tägliche Nestkontrolle.

Manchmal hatte ich den Eindruck, als würden sie die Jungen gerne und mit viel Stolz präsentieren. Für die Nestkontrolle wendete ich viel Zeit auf, um die Jungen trotz elterlicher Fürsorge an die Menschen zu gewöhnen. Dabei nahm ich die Jungen unter ständigen Lobesworten aus dem Kasten. Die Eltern tolerierten als das ohne Einwände.

 

Die ersten Ausflüge nach 75 Tagen:

Nach einer Nestlingszeit von gut 75 Tagen verlies der  erste Jungvogel am 10. Oktober den Nistkasten, am 26. Oktober machten allen den erste gemeinsame Ausflug in die Aussenvoliere. Die jungen Paradiesaras leben jetzt noch bei ihren Eltern. Tort verbleiben sie voraussichtlich bis im Frühling, um anschliessend in die bereits für sie vorbereitete Voliere mit Sichtkontakt zu den  Eltern zu wechseln.  Die erfolgreiche Aufzucht diese Paradiesaras

und all die tollen Gespräche und Diskussionen mit Züchterkollegen werden uns in guter Erinnerung bleiben.

 

Joggeli (die Frau) Lori (der Mann) haben, obwohl sie theoretisch und gemäss Fachbüchern nicht zusammenpassen und erst noch gegengeschlechtliche

Namen tragen, drei Junge (Paradiesaras), die es aus artenschützerischer Sicht gar nicht geben sollte, aufgezogen.

 

Trotz vieler skeptischer Argumente habe ich sie beisammen gelassen. Der Natur habe ich eine Chance gegeben und mich nur minimal eingemischt.

Auch das Geld für den Mehrerlös der zahmen Jungen stand für mich nicht im Vordergrund. Und trotzdem sind wir, die Pfleger, die Araeltern und die Jungen, überglücklich.

 

 

 

 

 

 

Das Zuchtpaar!

 

 

 

 

 

 

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